| Sichtlich geplättet von der schlaflosen Nacht davor, mit ultra mulmigem Gefühl im Magen sitz ich im Wagen (noch) mit meiner Mutter auf dem Weg zum nächsten Autobahn-Parkplatz. Nicht nur weil ich nichts mehr frühstücken konnte, viel mehr wegen den bösen Gedanken, die sich jetzt schon seit Stunden um inszenierte Tremper-Horrorgeschichten des Freundes meiner Eltern, drehen! Ein wenig gesunder Respekt vor dem Daumen-Raus-Transportweg ist ja auch gut, hatte ich ja vorher schon, aber nach den langen Schlechte-Gewissen-Diskussionen mutierte der Respekt eher zu riesen Gewissensbissen und panischen Zweifel-Attacken! |
Angekommen gibt’s ne kurze emotionale Umarmung als Verabschiedung von Ma, ohne den ABSCHIED, die VIER Monate, die vielen UNBEKANNTEN Ziele und das ganze drum und dran so richtig zu realisieren. Ich genauso wenig, wie meine Mutter vermutlich.
In meinem Kopf gibt's jetzt andre Prioritäten!
| Parque Natural da Ria Farmosa-Algarve-Portugal |
Der Überlebens-Modus hat sich eingeschalten!
Schon bevor ich so richtig angekommen bin, kreisten meine Blicke über den gesamten Parkplatz wie ein Aasgeier. Der Sinn schärfte sich für das Erspähen der nächsten Opfer.
Mmh.. ein junger Mann allein auf einer Bank vor einem VW-Bus… schönes Auto, aber vielleicht nicht gleich bei einem Mann einsteigen.. Oh da kommt ne Frau dazu.. na gut also Warum nicht!
Leute ansprechen sollte nach zwei Jahren mehr oder weniger hauptberuflichem Fußgängerzonen-Promotion ja machbar sein. Wenn ich einen eingefleischten Holzfäller dazu motivieren kann von jetzt auf gleich eine fette regelmäßige Spende, wohlgemerkt GEGEN die weitere Massenabholzung, da zu lassen, dann sollte ich wohl auch als nettes schwerbepacktes hilfsbedürftiges Mädel von jetzt auf gleich Leute motivieren können einen Sitzplatz in ihrem eh nur sperrlich besetzten Wagen zu bekommen für eine Strecke, die eh gefahren wird.
Also eigentlich ganz simple!
So die einen wollen aber leider nicht nach München sondern in die Tschechei.. die andren nach Österreich ..
Mhh.. schade.. doch nicht so easy
Aber Moment mal! Österreich! Ok.. vielleicht nicht direkt München.. aber wenigstens schon mal die Richtung stimmt! Also trotz der eigentlich eher ablehnenden Gesten des Leipzscher Ehepaars, einfach noch mal drauf zu steuern! Ich muss ja iwie weiter kommen.. und die sind ein Ehepaar, das ist safe! Jop.. mit ein bisschen Beharrlichkeit und Argumentationsgeschick sitz ich dann also in einem wildfremden Auto nach Regensburg. War zwar keine sehr bereichernde, kommunikative Fahrt, aber gut man kann ja nicht von jedem gleich erwarten einer wildfremden Verrückten, die sich wie ein sturres Sandwhich zwischen Rucksäcken und Ukulele, einfach nicht abwimmeln lässt, sein Leben zu offenbaren. Aber hey ich bin in Regensburg!.. auf einem gut besuchten Rasthof!.. nur leider auf der falschen Seite.. Alle wollten nach Regensburg, nur ich nicht. Ich wollte nach München! Zehn mal von vorn nach hinten lief das Sandwhich also den Rastplatz ab. Immer wieder voller Elan mit einem herzlichen Lächeln. Doch eine halbe Stunde konnte ich nichts andres als „Schade, trotzdem noch einen schönen Tag“ wünschen. Selbst nach der egoistischen Abfuhr einer Mädelsgruppe, die endlich genau meine Strecke fahren, konnte ich happy weiter „schöne Tage“ verteilen.
Doch allmählich musste mal was passieren!
Und Gott sei Dank! Da waren meine blonden Engel. Erst kurze, seriöse Beratung hinter verschlossenen Fahrzeugtüren, dann Absprechen eines guten Rauschmeißpunktes und erst dann.. bist du eigentlich allein? Weil Jungs nehmen wir jetzt fei ned mit.
Puh! Also für mich alles in Butter!
Yeah weiter gehts in die kostengünstige Freiheit!
Die beiden blonden Damen haben sich dann als evangelische Pfarrerinnen aus meinem Geburtstädtchen entpuppt! Richtig liebe Menschen! Gleich mal die Bibeln zur Seite geräumt und mir’s daneben bequem gemacht. Gleich pudelwohl gefühlt, uns gegenseitig über unser Leben informiert und ausgetauscht, einfach gegenseitig ein schönes Gefühl mit in den Tag gegeben!
Nächster Halt: S-Bahn Station Eching. Da war ich dann ziemlich sicher, dass ausgerechten neben der S-Bahn zum Airport jetzt keiner mit dem Auto weiter zum Flughafen fährt.
So hab ich mir dann, wenn auch eher Widerwillen, schließlich ein 5,60€ Ticket für drei Stationen gegönnt, welches natürlich nicht mal kontrolliert wurde..
Aber immer noch billger als den ganzen Weg per Zug!
Und schon war ich da und konnte endlich eine Stunde Schlaf, auf einer Flughafensitzbank ganz verkrüppelt an eine Säule gelehnt, nachholen.
| Oberbayern von oben mit Transavia |
Joa und jetzt sitz ich im Flieger und genieße den Ausblick an meinen zwei Fenstern über die wunderschönen bunten Schachfelder aus Raps, Wiesen und Äckern Deutschlands. Neben mir ein total aufgeschlossenes, abenteuerlustiges Portugalfan-Ehepaar. Gleich wieder über das Leben ausgetauscht, Bewunderung über meinen derzeitigen Lifestyle genossen und auch den ihren für gut befunden.
Und das beste: gleich einen super Insider-Tipp für meine nächsten Tage in Portugal ergattert!
Und der Aasgeier wittert Transportmöglichkeit vom Flugahfen in meine Zielstadt!
Ob der Aasgeier richtig liegt, seht ihr wenn’s die Neuigkeiten morgen gibt!
Richtig cool geschrieben Nici! Weiter so!
AntwortenLöschenAch hallöchen! Cool danke! Hab ich vor! Kannst Mich ja an under zu mal motivieren ;b
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